Ein bedeutender Bestandteil der Gymiprüfung ist der Aufsatz. Besonders bei der Aufnahmeprüfung fürs Kurzzeitgymnasium macht er ein Viertel der Gesamtnote aus. Deshalb lohnt es sich, genau zu wissen, worauf es beim Schreiben eines guten Aufsatzes ankommt. In diesem Beitrag zeigen wir dir, worauf du achten solltest, und geben dir hilfreiche Tipps, mit denen du in diesem Prüfungsteil möglichst viele Punkte sammeln kannst.
Dauer: Du hast 90 Minuten Zeit.
Umfang: Du solltest etwa 1.5-2 Seiten schreiben.
Welche Aufsatzarten gibt es in der Gymiprüfung?
- Erzählung: Du fungierst als Erzähler und entwickelst eine Geschichte mit einer klaren Struktur. Das heisst, du schriebst einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende. Es geht darum, Spannung und interessante Charaktere zu schaffen. Die Geschichte soll dabei einem roten Faden folgen.
- Beschreibung: Du beschreibst Personen, Orte oder Ereignisse so detailliert wie möglich. Ziel ist es, dem Leser ein lebendiges und genaues Bild zu vermitteln, indem du verschiedene Sinne ansprichst. Dabei benutzt du eine Sprache, welche mit vielen Adjektiven versehen ist.
- Bericht: Dieser Aufsatz ähnelt einem Zeitungsartikel oder einem Sachbuch. Du lieferst sachliche und objektive Informationen zu einem Ereignis oder Thema, ohne persönliche Meinung oder Wertung.
- Argumentation: Eine Argumentation ist eine Textsorte, die darauf abzielt, eine bestimmte These oder Meinung zu einem Thema überzeugend darzulegen. Sie wird durch logisch nachvollziehbare Argumente gestützt, die mit Beispielen, Belegen oder Zitaten untermauert werden
Typische Aufsatztheme für die Gymiprüfung
Du erhältst entweder einen ausformulierten Auftrag, ein Bild oder einen Text als Grundlage für deinen Aufsatz. Um zu wissen, wie eine Aufgabenstellung aussieht, haben wir dir hier typische Aufsatzthemen aufgeführt. Diese Aufgabenstellungen sind von der Zürcher Kurzzeitgymiprüfung 2023:
Thema 1: Abfall und Recycling
Was zeigt das Bild über unseren Umgang mit Abfall und Recycling? Erörtere
mögliche Probleme und Chancen und formuliere am Schluss deine Meinung.
Bild: Paul Langrock/Zenit/laif
Thema 2: Weg von zuhause
Erzähle von einer Situation, in der du ohne deine Familie allein in einer fremden
Umgebung übernachtet hast. Mache dabei deutlich, was in dir vorging, als du
nachts an einem Ort fern von zuhause warst.
Thema 3: Die Schweiz verändern
Was würdest du in der Schweiz verändern? Erläutere im Hauptteil eine
konkrete Idee und führe aus, was damit erreicht werden soll.
Thema 4: Versprochen ist versprochen
Erkläre genau, was ein Versprechen ist. Argumentiere und führe im Hauptteil
an einem passenden Beispiel aus, ob deiner Meinung nach ein Versprechen in
einer bestimmten Situation auch gebrochen werden darf oder nicht.
Tipps zur Vorbereitung auf den Aufsatz
- Lies das Thema aufmerksam durch und achte genau auf die Aufgabenstellung.
- Überlege dir anschliessend eine grobe Gliederung: Was möchtest du in der Einleitung sagen? Welche Argumente oder Beispiele bringst du im Hauptteil? Und wie rundest du deinen Aufsatz im Schlussteil ab?
- Übung macht den Meister – schreibe deshalb regelmäßig Probeaufsätze. Lass sie von anderen Personen durchlesen und dir Rückmeldung geben. So erkennst du, was du schon gut kannst und wo du dich noch verbessern kannst.
- Erstelle dir ausserdem einen Lernplan rund ums Thema Aufsatz. Lerne die verschiedenen Textsorten genau kennen und übe mit kleinen Tests und Aufgaben.
All das kannst du auch mit unserem Kurs fürs Kurzzeitgymnasium erlernen. Dort zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie ein gelungener Aufsatz aufgebaut ist, welche Textsorten wie geschrieben werden und worauf du beim Schreiben besonders achten musst. Du lernst zudem, was einen guten Absatz ausmacht und welche typischen Fehler du vermeiden solltest. Zusätzlich wiederholen wir gemeinsam alle wichtigen Grammatik- und Theorieinhalte, die du in der Sprachprüfung brauchst.
Tipps für einen guten Aufsatz
- Gliedere deinen Aufsatz in Einleitung, Hauptteil und Schluss: Ein Aufsatz besteht immer aus einer Einleitung, die ins Thema einführt, einem Hauptteil, der die Thematik detailliert ausführt, und einem Schluss, der das Thema zusammenfasst und abrundet.
- Mache sinnvolle Absätze und Übergänge: Jeder Absatz sollte einen klaren Gedanken enthalten. Verwende Übergänge und Verbindungswörter, um einen fliessenden Text zu gewährleisten.
- Erstelle einen „roten Faden“: Der Text sollte durchgängig einen logischen Zusammenhang haben, bei dem jeder Abschnitt sinnvoll auf den vorherigen aufbaut, ohne vom Thema abzuschweifen.
- Achte auf zeitliche oder logische Reihenfolgen: In einer Erzählung folgt der Text oft einem zeitlichen Ablauf, während Berichte und Beschreibungen logischen Strukturen (z.B. von allgemein zu spezifisch) folgen.
- Halte die Textsorte ein: Achte darauf, die Merkmale der jeweiligen Textsorte einzuhalten – Erzählungen sind erzählend und spannend, Berichte sind sachlich und objektiv.
Beispielaufsatz für die Gymiprüfung
Zum Thema 4 haben wir einen Beispielaufsatz geschrieben:
Ein Versprechen ist ein fester Bestandteil unseres Zusammenlebens. Es drückt Vertrauen, Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein aus. Doch obwohl ein Versprechen eigentlich bindend ist, gibt es Situationen, in denen man sich fragt: Muss ein Versprechen wirklich unter allen Umständen gehalten werden? Im Folgenden möchte ich erklären, was ein Versprechen ist und an drei Argumenten erläutern, wann und warum es unter bestimmten Umständen gebrochen werden darf.
Ein Versprechen ist eine freiwillige Verpflichtung. Wer ein Versprechen gibt, signalisiert seinem Gegenüber, dass er zuverlässig ist. Vertrauen ist die Grundlage jeder Beziehung und Versprechen tragen dazu bei, dieses Vertrauen zu stärken. Deshalb sollte ein Versprechen grundsätzlich ernst genommen und eingehalten werden. Trotzdem gibt es Situationen, in denen sich die Umstände drastisch ändern. Ein Versprechen, das in einem Moment sinnvoll war, kann später negative Folgen haben. Zum Beispiel, wenn jemand um Verschwiegenheit bittet, aber dadurch eine Gefahr für sich selbst oder andere entsteht. In solchen Fällen kann es moralisch geboten sein, das ursprüngliche Versprechen zu brechen, um grösseren Schaden zu verhindern. In Extremsituationen muss das Wohl von Menschen über der Verpflichtung eines Versprechens stehen. Wenn das Einhalten eines Versprechens dazu führen würde, dass jemand ernsthaft gefährdet wird, dann ist es verantwortungsvoller, das Versprechen zu brechen. Verantwortung bedeutet, nicht nur an die eigene Ehre zu denken, sondern an die Folgen des eigenen Handelns für andere.
Ein Versprechen ist ein wichtiges Symbol für Vertrauen und sollte nicht leichtfertig gegeben oder gebrochen werden. Dennoch gibt es Situationen, in denen das Brechen eines Versprechens richtig und notwendig ist, nämlich dann, wenn das Wohl und die Sicherheit von Menschen auf dem Spiel stehen. Letztlich zeigt echte Verantwortung sich nicht nur darin, Versprechen zu halten, sondern auch darin, in schwierigen Fällen klug und mitfühlend zu entscheiden.
Warum ist dieser Text gut?
- Themenbezug: Der Text ist klar auf das Thema „Versprechen“ und die Frage nach einem möglichen Bruch ausgerichtet.
- Relevanz: Die Aussagen sind sachlich richtig und thematisch relevant.
- Kohärenz: Es gibt einen klaren roten Faden von Einleitung über drei Argumente bis zum Schluss.
- Textmuster: Die Textform einer argumentativen Erörterung wird korrekt umgesetzt.
- Anschaulichkeit: Der Text verwendet verständliche Beispiele, die das Thema lebendig machen.
- Grammatik & Orthografie: Keine Fehler in Rechtschreibung oder Grammatik.
- Satzzeichen: Satzzeichen sind korrekt und unterstützen den Lesefluss.
- Wortwahl: Angemessen, präzise, stellenweise sogar stilistisch ansprechend.
- Satzbau: Abwechslungsreiche Satzstrukturen, kein monotoner Sprachfluss.
- Sprachliche Mittel: Stellenweise rhetorische Fragen und Kontraste, die das Thema spannender machen.
Fazit
Ein guter Aufsatz braucht mehr als eine gute Idee, er lebt von Struktur, sprachlicher Genauigkeit und klarem Ausdruck. Dieser Blogartikel zeigt dir kompakt, worauf es in der Gymiprüfung ankommt: sicheres Wissen über Aufsatzarten, das Einhalten formaler Regeln und gezieltes Üben. Mit praktischen Tipps und Beispielen bereitest du dich optimal auf die Prüfung vor und holst im Aufsatzteil das Beste heraus.